10.09.25
16:39
Reuters
FOKUS 2-Europas Börsen geht vor EZB-Sitzung die Puste aus
- Anleger halten sich vor EZB zurück
- Zinssenkungswetten treiben US-Börsen
- Inditex punktet mit Belebung des Herbstgeschäfts
- Novo Nordisk nach Sparprogramm gefragt
Frankfurt, 10. Sep (Reuters) - Die europäischen Aktienmärkte haben beim Rekordtempo der Wall Street nicht mithalten können. Der Dax(.GDAXI) ging am Mittwoch 0,4 Prozent tiefer bei 23.632 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50(.STOXX50E) fiel um 0,1 Prozent. An den US-Börsen markierten die Indizes hingegen teils frische Allzeithochs.
Schwächer als erwartet ausgefallene Erzeugerpreisdaten schürten die Hoffnung der Anleger auf eine gelockerte Geldpolitik. Börsianer wetteten mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 90 Prozent auf eine Senkung der Zinsen um 25 Basispunkte bei der Sitzung der Fed in der nächsten Woche. US-Präsident Donald Trump bekräftigte seine Forderung an den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, die Zinsen jetzt deutlich zu senken.
Zugleich warf die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag ihre Schatten voraus. Die Anleger gehen davon aus, dass die EZB ihren Leitzins nicht verändern wird und konzentrieren sich auf die geldpolitischen Aussichten.
UNRUHE AN POLNISCHER BÖRSE NACH DROHNEN-ABSCHUSS
Für Nervosität an den Märkten sorgte der Abschuss russischer Drohnen über Polen. Die Warschauer Börse(.WIG20) fiel um 0,9 Prozent. Auch die Landeswährung Zloty(EURPLN=) verlor zum Euro und zum Dollar(PLN=) leicht an Wert. Analysten zufolge reagierten Anleger auf die gestiegenen geopolitischen Risiken. Hintergrund seien der Drohnen-Vorfall sowie die Schließung der Grenze zu Belarus. Polen hat in der Nacht mehrere Drohnen abgeschossen, die während eines russischen Angriffs auf die Ukraine in den Luftraum des Nato-Staats eindrangen.
In Frankreich blieb die Lage angesichts der landesweiten Proteste gegen den Sparkurs von Präsident Emmanuel Macron angespannt. Der Amtsantritt des neuen Ministerpräsidenten Sébastien Lecornu wurde von Ausschreitungen begleitet. Die letzten Regierungen des Landes hatten Schwierigkeiten, sich auf Pläne zur Eindämmung schuldenfinanzierter Ausgaben zu einigen, und Anleger warten auf das Urteil der Ratingagentur Fitch über die Kreditwürdigkeit des Landes am Freitag. Die Rendite der französischen zehnjährigen Anleihe(FR10YT=RR) sank um einen Basispunkt auf 3,46 Prozent.
INDITEX-GESCHÄFTSENTWICKLUNG KOMMT GUT AN
Überwiegend positive Stimmung herrschte im europäischen Einzelhandelssektor(.SXRP), der 1,4 Prozent zulegte. Der Zara-Mutterkonzern Inditex(ITX.MC) punktete nach Monaten mit enttäuschender Nachfrage mit einer Umsatzbelebung. Die Aktien des weltweit größten börsennotierten Fast-Fashion-Händlers kletterten um 6,5 Prozent. Dagegen erwartet die Modekette Primark eine Flaute. Das Konsumklima bleibe unsicher. Die Papiere des Mutterkonzerns Associated British Foods(ABF.L) fielen um 13,1 Prozent.
Ein Sparprogramm von Novo Nordisk(NOVOb.CO) trieb die Aktien um 3,7 Prozent an. Angesichts des heftigen Konkurrenzkampfes auf dem Markt für Abnehmmedikamente streicht der dänische Konzern 9000 Stellen und will jährlich rund acht Milliarden dänische Kronen (1,08 Milliarden Euro) einsparen. Novo war im vergangenen Jahr dank des Booms der Abnehmspritze Wegovy zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas aufgestiegen, mit einem Börsenwert von rund 650 Milliarden Dollar. Seit Jahresbeginn haben die Papiere rund 45 Prozent an Wert verloren.
Die Aktien des US-Softwarekonzerns Oracle(ORCL.N) sprangen nach einem ermutigenden Ausblick auf sein Cloud-Geschäft um 30 Prozent nach oben. Die anfangs mitgezogenen europäischen Tech-Aktien gaben anschließend jedoch nach. Die Papiere des niederländischen Chip-Ausrüsters ASML(ASML.AS) verloren 0,4 Prozent, die Aktien des Softwareherstellers SAP(SAPG.DE) rutschten um 2,9 Prozent ans Dax-Ende. Die optimistischen Aussagen von Oracle beträfen größtenteils ein Segment, in dem die Walldorfer nicht positioniert seien, erläuterte Oddo BHF-Analyst Nicolas David. Die Trendumkehr sei demnach logisch.
(Bericht von Anika Ross und Stefanie Geiger. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)