22.12.25
17:52
Reuters
FOKUS 2-Europas Anleger greifen vor Weihnachten zu Gold statt Aktien
- Gold und Silber so teuer wie nie
- Furcht vor Engpässen treibt Kupferpreis
- Experten warnen bei Aktien vor möglichen Kursschwankungen
(Neu: Schlusskurse, Wall Street, Abivax)
Frankfurt, 22. Dez (Reuters) - Während die europäischen Aktienmärkte zum Start der Weihnachtswoche leicht schwächeln, glänzen Edelmetalle. Der Preis für Gold(XAU=) zog am Montag auf ein frisches Allzeithoch; im Schlepptau kletterte auch Silber auf einen neuen Höchststand. Dagegen bewegten sich Dax(.GDAXI)-Anleger kaum von der Stelle. Der deutsche Leitindex ging weitgehend stabil bei 24.284 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50(.STOXX50E) büßte 0,3 Prozent auf 5744 Punkte ein. Anziehende Tech-Werte stützten unterdessen die Wall Street und ließen die drei wichtigsten US-Aktienindizes jeweils um rund ein halbes Prozent zulegen.
Die Rally bei Edelmetallen wurde durch die Spannungen zwischen den USA und Venezuela weiter angeheizt. Nachdem die USA vor der Küste Venezuelas am Wochenende einen zweiten Öltanker beschlagnahmt haben, flüchteten Anleger in sichere Häfen. In der Spitze stieg der Preis für das gelbe Metall um 2,4 Prozent auf den Rekordwert von 4441 Dollar je Feinunze. Der Silberpreis(XAG=) schnellte um 3,4 Prozent auf 69,44 Dollar nach oben und erzielte damit ebenfalls einen neuen Höchststand. Die Aussicht auf sinkende Zinsen und der schwächelnde Dollar haben den Goldpreis in diesem Jahr um 68 Prozent und den Silberpreis um 139 Prozent steigen lassen.
"Angesichts der Rekordpreise für Edelmetalle so spät im Jahr, wenn man normalerweise Zeit hätte, ein oder zwei Weihnachtskarten zu schreiben, ist die wichtigste Erkenntnis vielleicht, dass die Anleger die Feiertage nicht als Anlass für Gewinnmitnahmen genutzt haben", sagten Analysten von Mitsubishi. Auch im neuen Jahr sehen Experten weiter Luft nach oben. Goldman Sachs prognostiziert einen Goldpreis von 4.900 Dollar bis Dezember 2026. Andere Analysten halten 5000 Dollar für möglich.
FURCHT VOR KNAPPEM ANGEBOT TREIBT KUPFER
Auch das wichtige Industriemetall Kupfer war mit 11.996 Dollar je Tonne zeitweise so teuer wie nie. Die Furcht vor Förderausfällen und Engpässen schürten die Rally. Hintergrund war ein gebührenfreier Verarbeitungsvertrag. Die Verarbeitungsgebühren sinken, wenn das Angebot knapp ist. Am Freitag hatten Insider der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, dass der chilenische Bergbaukonzern Antofagasta(ANTO.L) und ein chinesisches Hüttenwerk eine Verarbeitungsgebühr von null für Kupferkonzentrat für das Jahr 2026 vereinbart hätten.
Zudem stützten sinkende Zinsen die Nachfrage nach Sachwerten, sagte Giovanni Staunovo, Analyst bei UBS. Die Marktteilnehmer investieren bei erhöhten Zinsen eher in verzinste Anlagen wie Staatsanleihen, statt Rohstoffe zu kaufen, die keine Zinsen abwerfen. "Zugleich deutet das Rekordhoch bei Kupfer darauf hin, dass Investoren breit in Rohstoffe investiert bleiben wollen - vermutlich aufgrund der Erwartung, dass die Inflation länger erhöht bleiben könnte", sagt Staunovo.
DAX HÄLT SICH STABIL
Auch beim Dax könnte es Analysten zufolge kurz vor Jahresschluss noch Ausschläge geben. Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners, verwies auf die niedrigen Umsätze in den letzten Handelstagen des Jahres. Diese bedeuten dem Experten zufolge nicht automatisch, dass die Schwankungen niedrig bleiben. Bei kleineren Volumina reichen schon wenige Transaktionen, um die Kurse nachhaltig zu bewegen. "Für den Dax gilt jetzt das große Ziel, das Börsenjahr oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 24.000 Punkten zu beenden", sagte Altmann.
Bei den Einzelwerten trieben Spekulationen über eine Übernahme durch den US-Pharmariesen Eli Lilly(LLY.N) die Aktien von Abivax(ABVX.PA) um rund 15 Prozent nach oben. Eli Lilly habe sich Anfang Dezember mit Vertretern des französischen Finanzministeriums getroffen, berichtete die französische Nachrichten-Website "La Lettre". Dabei sei es um eine mögliche Genehmigung für eine Übernahme des französischen Biotechunternehmens gegangen. Abivax lehnte eine Stellungnahme ab. "Sollte das Treffen tatsächlich stattgefunden haben, würde dies darauf hindeuten, dass sich die Unternehmen grundsätzlich auf einen Preis geeinigt haben", sagte ein Händler.
(Bericht von Stefanie Geiger und Sanne Schimanski, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)