31.05.24
10:03
Reuters
FOKUS 1-Anstieg der Inflation im Euroraum lässt Anleger kalt
-
Inflation im Euroraum zieht etwas stärker als erwartet an
-
Zinssenkung der EZB kommende Woche gilt trotzdem als wahrscheinlich
-
Warten auf US-Index der Konsumausgaben
-
(neu: europäische Börsen)
Frankfurt, 31. Mai (Reuters) - Nach dem Anstieg der Inflation in der Euro-Zone im Mai zeigen sich die Börsenanleger zurückhaltend. Der Dax (.GDAXI) verharrte nach der Veröffentlichung am Freitagvormittag leicht im Minus bei 18.476 Punkten. Der EuroStoxx50 (.STOXX50E) notierte ebenfalls leicht schwächer bei 4980 Zählern.
Die Verbraucherpreise stiegen in der 20-Länder-Gemeinschaft im Mai um 2,6 Prozent binnen Jahresfrist. Volkswirte hatten mit 2,5 Prozent gerechnet. Noch im April hatte die Rate bei 2,4 Prozent gelegen. Obwohl der Anstieg etwas stärker ausfiel als erwartet, gilt eine Zinswende der Europäischen Zentralbank in der kommenden Woche dennoch als wahrscheinlich. "Zum einen sind maßgebliche Basiseffekte bei Energiegütern für die stärker steigenden Preise mitverantwortlich, zum anderen haben die Ratsmitglieder bereits in großer Übereinstimmung deutlich gemacht, dass die EZB zunehmendes Vertrauen in den mittelfristigen Rückgang der Inflation hat" erläuterte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Es bleibt aber spannend, wie es nach dem Sommer mit den Zinsen weitergeht. Für weitere Lockerungsschritte wird die EZB in den Daten vor allem ein Abklingen des Preisdrucks bei den Dienstleistungen sehen wollen."
US-KONSUMAUSGABEN IM BLICK
Der Euro(EUR=) rückte nach der Veröffentlichung um 0,1 Prozent vor. Zuvor war er mehr oder weniger auf der Stelle getreten. Am Anleihenmarkt trennten sich Investoren von zehnjährigen Bundesanleihen (DE10YT=RR). Im Gegenzug zum fallenden Kurs zog die Rendite auf bis zu 2,701 Prozent nach 2,670 Prozent an.
Die Investoren warteten auf die um 14.30 Uhr (MESZ) anstehende Veröffentlichung neuer Preisdaten aus den USA. Der sogenannte PCE-Index wird anhand eines Korbs von Konsumgütern erstellt und bildet ein Inflationsmaß, auf das die US-Notenbank Fed besonders achtet. Das Barometer stieg im März auf Jahressicht um 2,7 Prozent. Für April wird eine Stagnation auf diesem Niveau erwartet, was gegen eine baldige Zinswende der Währungshüter sprechen dürfte.
Die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung der US-Notenbank im September, November und Dezember wird derzeit an den Terminmärkten auf rund 50, 60 und 80 Prozent geschätzt.
CARL ZEISS FÄLLT NACH KOMMENTAR
Bei den Einzelwerten gerieten Carl Zeiss Meditec (AFXG.DE) nach einem negativen Analystenkommentar unter Druck. Die Papiere des Medizintechnikunternehmens rutschten um knapp drei Prozent ab und waren mit 86,95 Euro so billig wie seit Anfang Dezember nicht mehr. Die Experten der US-Bank JP Morgan hatten den Titeln den Status "Negative Catalyst Watch" verliehen. Die zuletzt starke Leistung von Rivalen könne ein Zeichen für Marktanteilsverluste sein, hieß es. Daher bestehe ein Risiko, dass Carl Zeiss seine Jahresprognose senkt. Auch die Unsicherheit rund um den Ausblick für 2025 werde derzeit unterschätzt.
An der Börse in Zürich setzten die Aktien von Nestle (NESN.S) nach zuversichtlichen Äußerungen von Konzernchef Mark Schneider ihren Erholungskurs fort. Die Titel des Nahrungsmittelriesen zogen am Freitagvormittag um rund ein Prozent an. Am Donnerstag hatten sie 3,3 Prozent gewonnen. Schneider hatte gesagt, dass das Geschäft des Anbieters von Marken wie Nespresso und KitKat dank Marketing und neuer Produkte in Schwung komme. Gestützt auf Marktforschungsdaten hatten Analysten befürchtet, dass Schneider den Ausblick zurücknehmen könnte. Die Konsumgüterbranche bürdete den Verbrauchern zuletzt deutlich höhere Preise auf. Diese reagierten, indem sie etwa von Nestle-Produkten auf preisgünstigere Marken oder Eigenmarken auswichen.
In London setzte ein Rücktritt des Finanzchefs der Aktie der Dubliner Glücksspielfirma Flutter Entertainment (FLTRF.L) zu. Die Anteilsscheine des weltgrößten Anbieters von Online-Sportwetten verloren gut fünf Prozent. Finanzchef Paul Edgecliffe-Johnson verlasse Flutter mit sofortiger Wirkung, teilte das Unternehmen mit.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Thomas Seythal. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)