11.11.25
14:45
Reuters
FOKUS 1-Wachstum von Hensoldt geht Anlegern nicht schnell genug
- Rüstungskonzern erwartet 2026 nur zehn Prozent Wachstum
- Marge soll bis 2030 kontinuierlich steigen
- Hensoldt-Aktie bricht um acht Prozent ein
München, 11. Nov (Reuters) - Der bayerische Rüstungskonzern Hensoldt (HAGG.DE) erwartet erst ab 2027 ein stärkeres Wachstum von Umsatz und Gewinn. Das geht den Anlegern nicht schnell genug: Sie lassen die Aktie, die ihren Kurs seit Jahresbeginn fast verdreifacht hatte, um acht Prozent auf 87,50 Euro abrutschen. Auf einem Kapitalmarkttag in Ulm stellte der Sensor- und Radar-Spezialist aus Taufkirchen bei München am Dienstag für das kommende Jahr ein Umsatzwachstum von zehn Prozent in Aussicht, mittelfristig soll der Umsatz jährlich um 15 bis 20 Prozent steigen - wobei die 20 Prozent wohl erst 2028 erreicht würden.
Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge), die im laufenden Jahr bei rund 18 Prozent erwartet wird, soll sich jedes Jahr um etwa 0,5 Prozentpunkte verbessern. Für 2030 stellt Hensoldt weiterhin einen Umsatz von sechs Milliarden Euro und eine Ebitda-Marge von mindestens 20 Prozent in Aussicht. Laut den Analysten von JPMorgan würde das bedeuten, dass das Ebitda 2026 um sieben Prozent geringer ausfallen werde als der Durchschnitt der Analystenschätzungen.
Hensoldt profitiert von der Aufrüstung in Deutschland und Europa unter dem Eindruck der russischen Aggression. "Der Markt für Verteidigungslösungen entwickelt sich derzeit äußerst dynamisch", sagte Vorstandschef Oliver Dörre. "Deutschland und weitere europäische Staaten beschleunigen ihre Beschaffungen massiv." Hensoldt eröffne das große Wachstumschancen, aber auch Verantwortung. "Unsere Kunden erwarten, dass wir kurzfristig Verteidigungs- und Einsatzbereitschaft sicherstellen und mittelfristig die Fähigkeiten von morgen entwickeln", sagte er. Deshalb fahre das Unternehmen die Produktion hoch, Radare etwa sollen in Ulm künftig in Serie hergestellt werden. Bis 2027 werde sich die Kapazität im Vergleich zu 2021 mehr als verdreifacht haben; auf 1000 pro Jahr.
Bis zum Ende dieses Jahres soll der Auftragsbestand von Hensoldt auf rund 8,5 Milliarden Euro anschwellen. 91 Prozent des Umsatzes für das kommende Jahr seien damit abgedeckt, hieß es in einer Präsentation. 2026 werde der Auftragseingang beim 1,5- bis Zweifachen des Umsatzes liegen, auch in den Folgejahren sei mit einem Auftragsvolumen zu rechnen, das deutlich über dem Umsatz liege.
(Bericht von Alexander Hübner und Stefanie Geiger, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)