04.11.25
18:14
Reuters
FOKUS 3-Zweifel am Tech-Sektor setzen Wall Street zu
- CEOs von Morgan Stanley und Goldman Sachs erwarten Korrektur
- Anhaltende Zinssorgen machen Bitcoin zu schaffen
- Uber und Shopify fallen nach Zahlen - Marriott und Yum gefragt
(Neu: Kryptowährungen, Yum, Marriott)
Frankfurt, 04. Nov (Reuters) - Zweifel an der Nachhaltigkeit der hohen Aktienkurse im Technologiesektor belasten die Wall Street. Der Dow-Jones-Index(.DJI) der Standardwerte notierte am Dienstag ein halbes Prozent tiefer bei 47.078 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gab ein Prozent auf 6784 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq(.IXIC) bröckelte um 1,5 Prozent auf 23.457 Stellen ab.
Börsianer fragen sich zunehmend, ob die massiven KI-Investitionen der großen Techkonzerne angemessene Renditen abwerfen werden. Für schlechte Stimmung sorgten in diesem Zusammenhang Aussagen der Konzernchefs von Morgan Stanley(MS.N) und Goldman Sachs(GS.N), wonach die Aktienmärkte vor einer Korrektur von rund zehn bis 15 Prozent stehen könnten. "Immer wenn die Kurse auf derart hohe Niveaus steigen, kann schon eine Kleinigkeit die Stimmung drehen", kommentierte Charlie Ripley, Stratege bei Allianz Investment Management. "Anleger suchen dann nach anekdotischen Belegen dafür, warum sie ihre Risikopositionen reduzieren sollten."
KI- UND ZINSZWEIFEL LASSEN ANLEGER NICHT LOS
Kasse machten Investoren etwa beim Datenspezialisten Palantir(PLTR.O): Trotz einer überraschend starken Umsatzprognose verbilligte sich die Aktie um 8,5 Prozent. Der Markt sei nach starken Zahlen der Technologiekonzerne "eine Zeit lang zu Recht gestiegen", sagte Keith Buchanan vom Vermögensverwalter Globalt. Aber irgendwann sei eine Risikoaversion eingetreten, "selbst bei geringsten Enttäuschungen."
Händler verwiesen zudem auf den anhaltenden Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie nachlassende Wetten auf eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank Fed. Fed-Chef Jerome Powell hatte angesichts der weiterhin hohen Inflation bereits vorsichtige Töne angeschlagen. "Und diese Vorsicht scheint nun bei den Anlegern angekommen zu sein", kommentierte IG-Analyst Christian Henke. Divergierende Ansichten von Fed-Vertretern verunsicherten Investoren weiter. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es in all den Jahren, in denen ich diese Märkte beobachte, jemals eine so große öffentliche Meinungsverschiedenheit unter den Fed-Politikern über die politischen Aussichten gegeben hat", sagte Shaun Osborne, Stratege bei der Scotiabank.
Zins- und Konjunktursorgen drückten auch den Kryptomarkt. Der Bitcoin(BTC=) rutschte um 5,3 Prozent ab und war mit 101.180 Dollar so billig wie seit Ende Juni nicht mehr. Ether(ETH=) und Ripple(XRP=) büßten gut sechs und 3,4 Prozent ein. "Nach Monaten des Optimismus ist der Markt nun endgültig in den Realitätsmodus zurückgekehrt", kommentierte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.
UBER UND SHOPIFY FALLEN NACH ZAHLEN
Auf die Stimmung drückte auch eine Reihe uneinheitlicher Konzernbilanzen. Unter Druck nach negativ aufgenommenen Ergebnissen und Prognosen gerieten etwa Norwegian Cruise(NCLH.N), Uber(UBER.N) und Shopify(SHOP.O). Die Aktien der drei Unternehmen büßten zwischen knapp vier und sieben Prozent ein.
Aus den Depots flogen ebenfalls die Titel von Tesla(TSLA.O), die um fast vier Prozent nachgaben. Der norwegische Staatsfonds lehnt als siebtgrößter Eigner des Elektroautobauers das geplante billionenschwere Vergütungspaket für Konzernchef Elon Musk ab.
Für Gesprächsstoff sorgte auch Sarepta Therapeutics(SRPT.O). Die Papiere des Pharmakonzerns brachen nach den negativen Ergebnissen einer Medikamentenstudie um mehr als 30 Prozent ein.
Anleger griffen hingegen beherzt bei Metsera(MTSR.O) zu. Im Übernahmekampf um das auf Adipositas-Medikamente spezialisierte Biotech-Unternehmen haben die Bieter Novo Nordisk(NOVOb.CO) und Pfizer(PFE.N) ihre Offerten erhöht. Die Metsera-Aktie schnellte nach der Ankündigung um fast 20 Prozent nach oben.
Nach oben ging es auch für die KFC-Mutter Yum Brands(YUM.N) und die Hotelkette Marriott(MAR.O), die nach Zahlen um sechs und 2,5 Prozent zulegten.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)