25.08.25
17:19
Reuters
FOKUS 3-US-Anleger treten nach Rally auf die Bremse
- Kursfeuerwerk an Wall Street verpufft
- Zinshoffnung nach Powell-Rede bleibt
- Blick auf Inflationsdaten und Nvidia
- Dollar und Ölpreis ziehen an
- Aug (Reuters) - Das von US-Notenbankchef Jerome Powell entzündete Kursfeuerwerk an der Wall Street ist verpufft. Nach der jüngsten Rekordjagd verlor der Dow-Jones-Index(.DJI) am Montag im Mittagshandel 0,5 Prozent auf 45.393 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 notierte kaum verändert bei 6460 Zählern, während der Index der Technologiebörse Nasdaq(.IXIC) um 0,3 Prozent auf 21.550 Punkte zulegte.
US-Aktienanleger hatten am Freitag euphorisch auf eine Rede von Powell auf der Notenbankkonferenz in Jackson Hole reagiert. Seine Äußerungen wurden als Signal für eine baldige Zinssenkung gewertet, was dem Dow ein Rekordhoch bescherte. Auch der Nasdaq und S&P 500 legten am Freitag um knapp zwei Prozent zu. Zum Wochenanfang kühlte die Euphorie jedoch ab.
"Der Markt hat auf seine Äußerungen möglicherweise überreagiert", sagte Peter Cardillo, Chefvolkswirt bei Spartan Capital Securities. Anleger nahmen Gewinne mit und warteten auf neue Wirtschaftsdaten. "Es bestehen anhaltende Bedenken hinsichtlich der zollbedingten Inflation und ihrer möglichen Entwicklung in den kommenden Monaten", sagte zudem David Chao, Marktstratege bei Invesco. Der jüngste zollbedingte Preisdruck werde aber als vorübergehend angesehen und die Inflationserwartungen seien recht stabil.
HOFFNUNG AUF SINKENDE ZINSEN
Im Fokus der Investoren stehen nun der am Freitag erwartete Preisindex für den privaten Konsum (PCE), das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, sowie die offiziellen Arbeitsmarktdaten in der kommenden Woche. Powell hatte eine Zinssenkung im September zwar als wahrscheinlich, aber nicht als sicher bezeichnet.
Die Hoffnung auf sinkende Zinsen stützt sich vor allem auf die jüngste Schwäche am Arbeitsmarkt. "Der Arbeitsmarkt schwächelt etwas und die Wirtschaft wird schwächer, also muss die Fed eher früher als später handeln", sagte Brian Klimke, Investmentdirektor bei Cetera Investment Management. Händler sehen die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September LSEG-Daten zufolge bei rund 82 Prozent. Mehrere große Banken wie Barclays, BNP Paribas und die Deutsche Bank rechnen nun mit einer Senkung um 25 Basispunkte. Zudem blicken Anleger auf die Quartalszahlen des Chipkonzerns Nvidia(NVDA.O) am Mittwoch. Die Aktie legte im Vorfeld um 1,8 Prozent zu.
KEURIG DR PEPPER UNTER DRUCK - INTEL GEFRAGT
Bei den Einzelwerten setzte eine milliardenschwere Übernahme den Getränkehersteller Keurig Dr Pepper(KDP.O) unter Druck. Die Titel gaben 8,4 Prozent nach, nachdem das Unternehmen die Übernahme von JDE Peets(JDEP.AS) für 15,7 Milliarden Euro in bar angekündigt hatte. Die Aktien des niederländischen Kaffeekonzerns legten im europäischen Handel dagegen mehr als 17 Prozent zu.
Auch die Anteilsscheine von Intel(INTC.O) gewannen nach dem Einstieg der US-Regierung um 1,1 Prozent. Die US-Regierung hatte am Freitag bestätigt, knapp zehn Prozent des angeschlagenen Chipherstellers erworben zu haben. Die Regierung kauft die Aktien mit Mitteln aus noch nicht ausgezahlten staatlichen Zuschüssen. Die Beteiligung an Intel ist die jüngste in einer Reihe ungewöhnlicher Vereinbarungen der US-Regierung mit Unternehmen. So erhält sie als Gegenleistung für Exportgenehmigungen für bestimmte Chips nach China 15 Prozent der dortigen Umsätze des Herstellers Nvidia(NVDA.O). Zudem hat sich US-Präsident Donald Trump am Montag für weitere Staatsbeteiligungen an Unternehmen nach dem Vorbild von Intel ausgesprochen.
Am Devisenmarkt stabilisierte sich der Dollar, nachdem die Aussicht auf sinkende Zinsen die US-Währung am Freitag um rund ein Prozent nach unten gedrückt hatte. Der Dollar-Index(.DXY) legte um 0,5 Prozent zu. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro(EUR=) um 0,5 Prozent auf 1,1653 Dollar. Die Ölpreise zogen an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent(LCOc1) verteuerte sich um rund 1,8 Prozent auf 68,92 Dollar. Der Preis für US-Leichtöl WTI(CLc1) stieg um knapp zwei Prozent auf 64,92 Dollar.
(Bericht von Johann M Cherian, Sanchayaita Roy, Caroline Valetkevitch und Nell Mackenzie, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)