08.05.25
20:48
Reuters
FOKUS 4-US-Deal mit Großbritannien gibt Wall Street Auftrieb - Aber keine Euphorie
- Handelsdeal stimmt Anleger optimistisch
- Profiteur Boeing im Aufwind
- Krispy Kreme tauchen ab
New York/Frankfurt, 08. Mai (Reuters) - Die US-Börsen haben freundlich auf das Handelsabkommen der USA mit Großbritannien reagiert - aber nicht euphorisch. Der US-Standardwerteindex Dow Jones(.DJI) schloss 0,6 Prozent höher mit 41.368 Punkten. Er hatte schon vor Bekanntgabe des Abkommens im Plus gelegen und hatte im Verlauf um bis zu 400 Punkte höher gelegen als beim Handelsschluss. Der technologielastige Nasdaq(.IXIC) rückte 1,1 Prozent vor auf 17.928 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 0,6 Prozent auf 5663 Stellen.
(Neu: Schlusskurse, Auswirkungen Handelsabkommen, Analyst)
Nach Bekanntgabe der Einigung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem britischen Premierminister Keir Starmer hatten beide Länder getrennt voneinander Details genannt, von denen den Angaben zufolge aber viele erst noch ausgearbeitet werden müssten. Demnach bleiben die Zehn-Prozent-Zölle der USA gegen Großbritannien bestehen. Großbritannien senkt seinerseits seine Zölle für US-Waren von 5,1 auf 1,8 Prozent. Von Trump eingeführte Aufschläge auf Stahl und Aluminium werden jedoch komplett gestrichen.
Aktien von Fluggesellschaften legten zu. Im Rahmen des Abkommens sollen Flugzeugteile von Rolls-Royce(RR.L) von Zöllen befreit werden. US-Handelsminister Howard Lutnick sagte zudem, Großbritannien werde Flugzeuge von Boeing(BA.N) im Wert von zehn Milliarden Dollar kaufen. Details dazu blieben unklar. So war offen, ob es um Flugzeuge oder um Flugzeugteile geht und ob es sich um feste Bestellungen oder nur Optionen handelt. Boeing wollte sich nicht äußern. Boeing-Aktien stiegen um 3,3 Prozent.
Trump sagte zudem, er erwarte am Wochenende substanzielle Verhandlungen zwischen den USA und China und wäre nicht überrascht, wenn es eine Einigung gebe. US-Finanzminister Scott Bessent und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer treffen am Samstag in Genf Chinas Vize-Ministerpräsidenten He Lifeng.
"DER MARKT SUCHT NACH EINER AUSREDE"
Finanzmarkt-Experten äußerten sich zu alldem zurückhaltend. "Der Markt sucht nach einer Ausrede, um aufatmen zu können und zu glauben, dass wir zu einem vernünftigeren Ergebnis kommen werden als zu einem totalen globalen Handelskrieg", sagte Scott Welch, Chief Investment Officer bei Certuity in Maryland. "Trump ist ein Showman, und wenn er sagt, dass die Gespräche am Wochenende in Genf substanziell sein werden, muss man ihn beim Wort nehmen - aber man weiß nie."
Am Devisenmarkt legte der Dollar-Index(.DXY) 1,1 Prozent auf 100,68 Punkte zu, während das britische Pfund(GBP=) und der Euro(EUR=) zur US-Devise nachgaben. "Ich denke, der Markt wird sich die veröffentlichten Informationen ansehen und fragen, inwieweit sie auf andere Länder anwendbar sind oder ob sie als Vorlage für weitere Abkommen dienen", sagte Steve Englander, Devisenexperte bei Standard Chartered.
Chipaktien wurden von der Hoffnung auf geringere Exportbeschränkungen für KI-Halbleiter beflügelt. Die US-Regierung plane, eine Regelung zu ändern, die den Export hochentwickelter Chips für Künstliche Intelligenz (KI) einschränke, sagte ein Sprecher. Aktien von Nvidia(NVDA.O), Broadcom(AVGO.O) und AMD(AMD.O) stiegen um bis zu 1,4 Prozent.
Steil abwärts ging es bei Krispy Kreme(DNUT.O), nachdem die Donut-Kette ihren Ausblick zurückgezogen hat. Die Papiere rutschten um 24,7 Prozent ab. Das Unternehmen verwies bei der Streichung der Prognose auf konjunkturelle Unsicherheiten und Probleme bei seiner Partnerschaft mit McDonald's(MCD.N).
Bitcoin(BTC=) stieg um 4,8 Prozent auf 101.427 Dollar. "Die Investoren befinden sich im 'Risk-on-Modus', strömen in riskante Anlageklassen und verschwenden an potenzielle Risiken und Nebenwirkungen eines Investments derzeit keine Gedanken", sagt Analyst Timo Emden von Emden Research.
Nach oben ging es auch für die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent(LCOc1) verteuerte sich um 3,1 Prozent auf 63,03 Dollar je Fass, die US-Sorte WTI(CLc1) um 3,5 Prozent auf 60,10 Dollar.
(Bericht von Chuck Mikolajczak, Purvi Agarwal und Johann M Cherian. Geschrieben von Anika Ross und Ralf Bode Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)