09.04.25
14:27
Reuters
FOKUS 1-Trump-Zollandrohung schickt Pharmaaktien auf Talfahrt
- Trump will Pharmaproduktion in die USA ziehen
- Europäische und indische Pharmaaktien auf Talfahrt
- Aktien von US-Pharmakonzernen fallen um bis zu 4%
(Neu: Kursreaktionen in den USA, Analysten)
Frankfurt, 09. Apr (Reuters) - Erneute Zollandrohungen von US-Präsident Donald Trump gegen die Pharmaindustrie haben die Branche weltweit an den Börsen schwer belastet. Der europäische Pharma-Index(.SXDP) brach am Mittwoch um fünf Prozent ein und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Die Aktien des französischen Pharmakonzerns Sanofi(SASY.PA) sanken um mehr als sechs Prozent, die deutschen Unternehmen Bayer(BAYGn.DE) und Merck(MRCG.DE) büßten rund 3,5 Prozent beziehungsweise fast vier Prozent ein. In der Schweiz gingen die Papiere von Roche(ROG.S) und Novartis(NOVN.S) auf Talfahrt. Zuvor hatten bereits die Aktien von indischen Pharmaunternehmen deutliche Einbußen verzeichnet - Indien ist ein wichtiger Medikamentenhersteller, etwa ein Drittel der Exporte gehen in die USA.
Trump hatte am Dienstag angekündigt, dass die USA bald einen "bedeutenden" Zoll auf Pharmaimporte verhängen werden. Bei einer Veranstaltung des National Republican Congressional Committee sagte Trump, der Zoll solle Pharmaunternehmen dazu bewegen, ihre Produktion in die USA zu verlagern. Bislang sind Arzneimittel von den neuen Zöllen der US-Regierung noch ausgenommen.
Auch in den USA gaben die Aktien großer Pharmaunternehmen nach. Pfizer(PFE.N), Merck & Co(MRK.N), Eli Lilly(LLY.N), Amgen(AMGN.O) und AbbVie(ABBV.N) verloren im frühen Handel an der Wall Street zwischen zwei und vier Prozent. Analysten warnten vor negativen Folgen für die Branche. "Wir lehnen Zölle auf pharmazeutische Produkte entschieden ab – sie werden wenig dazu beitragen, die Produktion in die USA zu holen", sagte BMO-Analyst Evan Seigerman. Aufgrund der komplexen Lieferketten der Branche seien große Veränderungen unwahrscheinlich. Zudem könnten die Zölle spätestens mit dem Ende der aktuellen US-Regierung wieder wegfallen.
Laut einer Schätzung von Bernstein könnte ein Worst-Case-Szenario bei hohen Zöllen zu rund 53 Milliarden Dollar an Mehrkosten für Pharmaimporte führen. Der Aufbau neuer Produktionsstätten in den USA würde etwa zwei Milliarden Dollar pro Werk kosten und bis zu fünf Jahre dauern.
Die Pharmaindustrie warnte bereits vor den Folgen für die Patientenversorgung und den Wirtschaftsstandort. 2023 beliefen sich die Arznei- und Pharmaproduktexporte der EU in die USA nach Angaben von Eurostat auf rund 90 Milliarden Euro. Branchenvertreter hatten bei einem Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag gewarnt, dass die Zollpolitik den Trend verstärken könnte, Forschung, Entwicklung und Produktion zunehmend von Europa in die USA zu verlagern.
(Bericht von Patricia Weiß, weitere Reporter Kashish Tandon, Ananta Agarwal und Manas Mishra in Bangalore, Anna Pruchnicka in Danzig, redigiert von Ralf Banser Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)