22.09.23
16:15
Reuters
FOKUS 2-Funkturm-Abspaltung bei Telekom Austria lohnt sich doch
- EuroTeleSites debütiert unter dem Referenzpreis
- Funkturm-Aktie springt in der Schlussauktion nach oben
- Telekom Austria wälzt Schulden auf Funkturmbetreiber ab
(neu: Schlusskurse)
München, 22. Sep (Reuters) - Die Anleger können sich für die Abspaltung der Funkturm-Sparte von A1 Telekom Austria (TELA.VI) doch noch erwärmen. Die Aktie des Funkturmbetreibers EuroTeleSites (ETS.VI) sprang am Freitag an der Wiener Börse in der Schlussauktion auf 5,50 Euro und lag damit erstmals über dem Referenzpreis, den der österreichische Telekom-Marktführer auf 4,95 Euro festgesetzt hatte. Der erste Kurs hatte mit 4,31 Euro noch 13 Prozent darunter gelegen. EuroTeleSites kommt zum Schlusskurs auf einen Börsenwert von 638 Millionen Euro. Die Aktien der ehemaligen Muttergesellschaft schlossen mit 6,52 Euro neun Cent über dem um den Abspaltungseffekt bereinigten Donnerstags-Schlusskurs.
Die Telekom-Austria-Aktionäre hatten für je vier Aktien ein EuroTeleSites-Papier zusätzlich ins Depot gebucht bekommen. Wer dieses behalten hat, machte am Freitag fast drei Prozent Gewinn. Telekom Austria gehört zu 57 Prozent der mexikanischen America Movil (AMXB.MX) des Milliardärs Carlos Slim und zu 28,4 Prozent der staatlichen Beteiligungsfirma ÖBAG. Die Aktionärsstruktur von EuroTeleSites deckt sich damit zum Börsenstart.
Mit der Abspaltung wird Telekom Austria eine Milliarde Euro Schulden los, die auf EuroTeleSites übertragen werden. Der österreichische Marktführer zählt die Funktürme - anders als etwa den Glasfaser-Ausbau - nicht mehr zum Kerngeschäft. Die Österreicher sind nicht das erste Telekom-Unternehmen in Europa, das das so sieht. Die Mobilfunkmasten gelten als Infrastruktur, die nicht an einen Handy-Anbieter gebunden sein soll. Wachstum versprechen sie sich davon, dass die Masten künftig auch an Konkurrenten vermietet werden können.
Mit einem Umsatz von 232 Millionen Euro und einem operativen Gewinn von 127 Millionen Euro war EuroTeleSites schon 2022 hoch profitabel. Das Unternehmen mit 170 Mitarbeitern betreibt 13.200 Mobilfunkmasten in Österreich, Kroatien, Serbien, Slowenien, Bulgarien und Nordmazedonien. Für die nächsten Jahre rechnet es mit einem Umsatzwachstum von jährlich vier bis sechs Prozent. In den nächsten fünf Jahren seien rund 1000 neue Masten geplant.
Bei Abspaltungen wie EuroTeleSites ist die Preisfindung eine Herausforderung. Denn nicht alle Telekom-Austria-Aktionäre wollen auch EuroTeleSites-Aktien halten, etwa Indexfonds, die den österreichischen Leitindex ATX (.ATX) abbilden. Dem gehörte der Börsenneuling nur am ersten Handelstag als 21. Wert an. Und nicht alle Telekom-Austria-Anteilseigner haben Aktien, deren Zahl sich durch vier teilen lässt. Auch für die EuroTeleSites-Papiere, die dadurch übrig bleiben, mussten Investmentbanker neue Eigentümer finden.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)