25.05.23
09:57
Reuters
STICHWORT-Ratings - Bonitätsnoten für Staaten und Unternehmen
- Mai (Reuters) - Mit dem aktuellen Schuldenstreit in den USA rücken Rating-Agenturen wieder in den Blickpunkt. Sie vergeben Noten für die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen. Jede Änderung kann Turbulenzen an den Börsen auslösen. Dies gilt vor allem dann, wenn große Konzerne oder Volkswirtschaften davon betroffen sind.
Nachfolgend einige Daten und Fakten zu Ratings:
WAS MACHEN RATING-AGENTUREN?
Rating-Agenturen beobachten die wirtschaftliche Entwicklung von Staaten und Unternehmen. Auf Grundlage von Einnahmen, Verschuldung und deren erwarteter Entwicklung vergeben sie Noten für die Kreditwürdigkeit, also die Fähigkeit, seine Schulden zu bedienen. Sie reichen von "AAA" mit zahlreichen Abstufungen bis "D". Letzteres steht für einen Zahlungsausfall. Die bekanntesten Rating-Agenturen sind die US-Firmen Standard & Poor's (S&P), Moody's (MCO.N) und Fitch.
- In der Regel beauftragen Anleihe-Emittenten die Agenturen mit der Erstellung eines Ratings. Dies rückte die Branche während der Finanzkrise von 2008 ins Zwielicht. Kritiker warfen den Agenturen vor, Gefälligkeitsratings zu vergeben, um Aufträge zu erhalten oder nicht zu verlieren.
WOZU DIENEN RATINGS?
Ein Rating hilft Investoren, abzuschätzen, ob ein Staat oder Unternehmen seine Verbindlichkeiten bedienen kann. Hat ein Schuldner wie beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland die Top-Note "AAA", gilt eine Rückzahlung von Krediten als sicher. Daher kann er günstige Konditionen heraushandeln. Je geringer die Kreditwürdigkeit, desto höher sind die Zinsen, die für einen Kredit oder eine Anleihe gezahlt werden müssen.
Bei der Einstufung von Anleihen unterscheidet man zwischen "Investment Grade" und "Non-Investment Grade". Zur ersten Gruppe fallen die Noten "AAA" bis - abhängig von der Rating-Agentur - "BBB-" oder "Baa3". Viele institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds dürfen nur in diese Papiere investieren. Von sogenannten "Schrott-Anleihen" mit Noten von "BB+" beziehungsweise "Ba1" und darunter müssen sie die Finger lassen.
WAS PASSIERT BEI EINEM ZAHLUNGSAUSFALL?
Kann ein Staat oder ein Unternehmen seine Verbindlichkeiten nicht bedienen, kann es zu Panik-Reaktionen bei den betroffenen Anleihen kommen. Bei Staaten sind die Effekte wegen der größeren Anzahl ausgegebener Schuldtitel größer. Außerdem werden deren Bonds häufig als Sicherheiten bei Immobilien-, Derivate oder Rohstoffgeschäften hinterlegt. Wird der Wert von Bonds infrage gestellt, drohen an diesen Märkten Zwangsverkäufe und eine Abwärtsspirale kann in Gang gesetzt werden. Gleichzeitig schießen Kreditzinsen in die Höhe und Banken schränken die Geldvergabe ein, was auch Folgen für Unternehmen und Verbraucher hat.
(Zusammengestellt von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)